Risse im Lehmputz – Ursachen, Bedeutung und Lösungen

Lehmputz ist ein beliebtes Baumaterial im ökologischen Bauen: nachhaltig, atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und ästhetisch. Doch viele Hausbesitzer oder Renovierer stehen nach dem Trocknen des Putzes vor einem unerwarteten Problem: Risse im Lehmputz. Was bedeuten diese? Sind sie schlimm? Und was kann man tun?


Warum entstehen Risse im Lehmputz?

Risse im Lehmputz sind keine Seltenheit – und oft sogar ganz normal. Sie entstehen hauptsächlich durch:

  1. Trocknungsschwund
    Lehm enthält Ton, der beim Trocknen Wasser verliert und sich zusammenzieht. Besonders bei dicken Schichten oder schnellem Trocknen entstehen dadurch Spannungen – und damit feine Haarrisse.
  2. Zu schnelles Austrocknen
    Wenn der Putz durch Sonne, Wind oder Heizung zu schnell trocknet, reißt die Oberfläche leichter auf. Lehm muss langsam und gleichmäßig trocknen.
  3. Ungünstiger Putzaufbau
    Ein zu dicker Auftrag in einem Arbeitsgang oder fehlende Armierung kann zu Spannungsrissen führen.
  4. Bewegung im Untergrund
    Holzständerwände, Fachwerk oder unruhige Untergründe bewegen sich mit der Zeit – das kann ebenfalls Risse verursachen.

Arten von Rissen – Was sagen sie aus?

Rissart Beschreibung Bedeutung
Haarrisse feine, netzartige Risse in der Oberfläche meist harmlos, optisch behebbar
Schwundrisse meist gerade oder bogenförmig, nach dem Trocknen normal bei Lehm, kann verspachtelt werden
Strukturrisse tiefer, oft entlang von Übergängen (z. B. Holz/Lehm) deutet auf Bewegungen im Untergrund
Setzrisse größere, breitere Risse über längere Zeit strukturell prüfen lassen, evtl. kritisch

Was tun bei Rissen im Lehmputz?

  1. Beobachten
    Frische Risse nach dem Trocknen sind häufig unproblematisch. Wenn sie sich nicht weiter verändern, reicht oft eine kosmetische Nachbesserung.
  2. Spachteln und Nachbessern
    Kleine Risse lassen sich einfach mit Lehmmörtel oder Lehmspachtel schließen. Wichtig: Oberfläche leicht anfeuchten und Material gut einarbeiten.
  3. Armierung einbauen (bei Neuanstrichen)
    Bei größeren Flächen empfiehlt sich ein Jute- oder Glasfasergewebe im Putzbett – besonders bei kritischen Übergängen oder beweglichen Untergründen.
  4. Fachgerecht prüfen lassen
    Bei tiefen oder immer wiederkehrenden Rissen: besser einen Fachbetrieb oder Lehmbauer hinzuziehen.

Fazit

Risse im Lehmputz sind meist kein Grund zur Sorge, sondern Teil des natürlichen Trocknungsprozesses. Mit etwas Geduld, passender Nacharbeit und ggf. guter Vorbereitung beim nächsten Auftrag lassen sie sich vermeiden oder leicht beheben.

Lehm ist ein lebendiges Material – es arbeitet, bewegt sich und „atmet“. Wer das akzeptiert, erhält nicht nur ein wohngesundes Raumklima, sondern auch Wände mit Charakter.